Ferienfreizeit PHG Duisburg 2011

Gruppenbild PHG Ferienfreizeit

Sozialpsychiatrisches Zentrum Homberg an der Ostsee

Nach der gelungenen Premiere im letzten Jahr haben Klienten und Mitarbeiter der PHG Duisburg die diesjährige Freizeit an der Ostsee vorbereitet. Durch die begeisterten Berichte der Klienten aus dem letzten Jahr gab es schnell mehr Interessenten, die mitreisen wollten. Keine Frage war, dass es wieder einen Campingurlaub geben sollte. In mehreren Treffen der Reiseinteressenten, nach umfangreicher Recherche im Internet und bei den Fremdenverkehrsvereinen, wurde das Ostseebad Rerik ausgesucht.

Ausschlaggebend war die direkte Lage am Meer, das Umfeld mit alten Hansestädten und die Möglichkeit für Campingunerfahrene auch in angemieteten Campingwagen zu übernachten. Die Entscheidung für einen Campingurlaub fiel auch aus finanziellen Gründen. Es ist eine bezahlbare Möglichkeit um für eine Woche in den Urlaub zu fahren. Durch die frühzeitige Planung hatten die Klienten die Möglichkeit Geld im SPZ anzusparen, da sie entweder von der Grundsicherung, Erwerbsunfähigkeitsrente oder Hartz IV leben. Durch diese geringen Einkünfte sind die Klienten normalerweise finanziell nicht in der Lage einen Urlaub zu machen und dazu noch ein Ausflugsprogramm mit Eintrittsgeldern zu finanzieren. Es bestand eine hohe Motivation zum Sparen, weil sie sich darauf freuten, eine Zeit zu erleben, die eine Unterbrechung ihres Alltages ist. Für viele war es der Erlebnishöhepunkt in diesem Jahr.

Durch die Förderung durch die Stiftung wurden alle motiviert über kulturelle Einrichtungen in der Umgebung von Rerik zu recherchieren und das Ausflugsprogramm mitzugestalten. Campingurlaub bietet eine Menge Herausforderungen für die Klienten und Mitarbeiter. 14 Klienten, 1 Ehrenamtler und 2 Mitarbeiter stellten sich dieser Aufgabe gerne. Gemeinsam wurde ein „Denkzettel“ erstellt, damit alle gut ausgerüstet starten konnten. Das Equipment wurde von verschiedenen Institutionen ausgeliehen, beide Busse gepackt und für den Transport zusätzlich ein Anhänger gemietet.

Der ausgewählte Campingplatz lag sehr idyllisch am Rand des Ostseebades. Im Vorfeld hatten sich die Klienten entschieden in einem angemieteten Campingwagen oder den mitgebrachten Zelten zu schlafen. Durch einen Feldweg kam man zu einer Steilküste mit einem Abgang zum Meer. 86 Stufen stellten eine Herausforderung für die körperliche Fitness aller dar. Die täglichen Sonnenuntergänge waren für alle ein beeindruckendes Naturschauspiel. Die Ausstattung des Campingplatzes war sehr gut. Schnell fanden sich alle in der ungewohnten Umgebung zurecht.

Besonders erfreulich fanden alle Mitreisenden das Sanitärgebäude, das einem Wellnesstempel glich. In dem platzeigenen Bistro wurden von den Klienten schnell Kontakte zu den anderen Campern geknüpft. Da einige andere Camper auch aus Nordrhein-Westfalen kamen, hatte man schnell ein Gesprächsthema. Gerne hat die Gruppe an dem vom Campingwirt veranstalteten Grill- und Lagerfeuerabend teilgenommen.

Ausflüge in die Städte Wismar, Rostock und Kühlungsborn und eine Schifffahrt durch das Salzhaff boten viele neue Eindrücke und gaben viel Gesprächsstoff. Im Nachbarort wurde das Geburtshaus des Entdeckers Schliemann besucht.

Am Campingplatz wieder angekommen wurden abends Ansichtskarten geschrieben und Souvenirs verglichen. Dank der Fördergelder der Stiftung konnten diese Ausflüge gemacht werden.

Die gemeinsamen Mahlzeiten unter dem mitgebrachten Pavillon waren immer wieder eine gemütliche Angelegenheit. Die Klienten genossen die ungezwungene Umgebung des Campingplatzes: Wo kann man sonst schon sich morgens um fünf Uhr zu einem Kaffee oder einer Zigarette treffen? Wo trifft man sonst nette, entspannte Menschen, die Lust auf ein Schwätzchen haben? Die Gruppe ist sich einig: Campingurlaub ist, vor allem wenn das Wetter wie in diesem Jahr mitspielt, eine tolle Angelegenheit. Alle genossen es sehr den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein. Alle hatten einen guten Appetit, auch weil die Teilnehmer äußerten, dass es schöner ist in Gesellschaft zu essen, als alleine seine Mahlzeiten zubereiten und einzunehmen.

Für die Mitarbeiter ist es immer wieder erstaunlich und erfreulich, wie gut sich die mitreisenden Klienten auf die neue Umgebung und die doch zusammengewürfelte Gruppe einstellen können. Sie legen eine ungeheure Flexibilität an den Tag und entwickeln Kompetenzen, die sie sich in der vertrauten Umgebung nicht zutrauen. Für einige Menschen ist normalerweise schon der Gedanke mit anderen Menschen auf engem Raum zusammen zu sein oder das Zuhause zu verlassen beängstigend und löst Unsicherheit und Rückzug aus. Die besondere Lebenssituation „Urlaub“ mit vertrautem Betreuungspersonal wird anders eingeordnet. Die lange Fahrtzeit von 7 Stunden war unproblematisch und wurde als schönes Abenteuer empfunden, da einige Mitreisenden Duisburg bisher nicht verlassen hatten. Auch ließen sich die Klienten sofort auf eine andere Tagesstruktur, die sich dadurch auszeichnete, dass es nur das Frühstück als feste Größe gab, ein.

Gleichzeitig übernahm ohne große Planung jeder aus der Gruppe ein Stück Verantwortung für notwendige Pflichten wie Müllentsorgung oder die Zubereitung der Mahlzeiten. Jeden Morgen gab es eine Lagebesprechung, bei der gemeinsam der Tag mit den Ausflügen geplant wurde. Kein Tag war wie der andere. Die Mitarbeiter der PHG hatten nicht die Aufgabe Animateure zu spielen, sondern gaben Sicherheit, indem sie jederzeit ansprechbar waren. Es war sehr schön die Neugierde und den Unternehmungsgeist von Menschen mit Symptomen wie Antriebslosigkeit, Ängsten und Rückzugsverhalten zu erleben. Es bestand großes Interesse an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights. Auch körperlich wurden die Reisenden sehr gefordert: kaum einer aus der Gruppe war es gewohnt große Strecken zu erwandern. Trotz Muskelkater wurde jeden Tag aufs Neue eine Entdeckungstour ins Umland gestartet und Kirchtürme bestiegen. Für die Großstadtmenschen ist der Campingurlaub auch eine besonders gut Gelegenheit wieder Kontakt zur Natur zu bekommen. Aus dem Zelt in den Sternenhimmel zu gucken, am Strand Hühnergötter als Talismane zu finden oder die Rapsblüte zu riechen waren Naturerlebnisse der besonderen Art.

Die ausgewählte Dauer von 7 Tagen ist gut und hat die richtige Länge, da alle in Ruhe ankommen und sich einrichten können, andererseits kurz genug damit alle die Gruppe gut aushalten können. Nach der Rückkehr war die erste Frage: Fahren wir im nächsten Jahr wieder? Die Klienten profitieren durch diese Art der begleiteten Freizeitgestaltung, da sie von anderen Urlaubern nicht als Menschen mit einer Behinderung wahrgenommen werden und sich dadurch nicht stigmatisiert fühlen: Sie fallen nicht auf, können entspannen und haben ein positives Erlebnis, von dem sie noch lange erzählen und aus dem sie viel Kraft für ihren Alltag schöpfen.